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Lexikon

Lexikon – Schriftmischung

By 12. April 2020August 21st, 2020No Comments

Unter Schriftmischung versteht die Typographie heute die Kombination von zwei oder mehreren Schriftstilen innerhalb einer Schriftfamilie sowie die Kombination von zwei oder mehreren Schriftgattungen oder Schriftarten. Makrotypographisch betrachtet ist Schriftmischung eine Methode, die Typologie eines Textes systematisch zu visualisieren und auch die Ausdrucksmöglichkeiten einer Sprache zu erweitern. Schriftmischung ist aber auch ein mikrotypographisches Verfahren, die Ästhetik einer Schriftsatzarbeit durch Austausch von einzelnen Buchstaben, Ziffern, Figuren oder Sonderzeichen zu optimieren.

Schriftmischung Grotesk und Anitqua
Schriftmischung für Logoentwicklung

In der Typographie werden Schriftmischungen im glatten Satz, also innerhalb eines fortlaufenden Textes, Auszeichnungen genannt. Dieser Begriff hat seinen Ursprung in der Inkunabelzeit der Jahre 1450 bis 1500. Denn Initialen, Rubriken, Lombarden, Illuminationen, Unterstreichungen und Auszeichnungsstriche konnten in den Anfängen der Typographie nur von Kalligraphen, Illustratoren und Rubrikatoren, händisch ausgezeichnet werden. Bis zum Ende des materiellen Schriftsatzes in den 1970/80er Jahren bezeichnete man deshalb auch die Schriftschnitte einer Schriftfamilie – extra des normalen Schnitts – als Auszeichnungsschnitte.

Die Typographie unterscheidet grundsätzlich familiäre und extrafamiliäre Schriftmischungen.

Familiäre Schriftmischung

Die Schriftmischung innerhalb einer Schriftfamilie ist die schlichteste Form der Schriftmischung, da der Schriftgestalter bereits alle Schriftstile einer Schriftfamilie perfekt aufeinander abgestimmt hat. In der Regel sind diese harmonischen Schriftmischungen breits seit Jahrhundereten erprobt. Um innerhalb einer Schriftfamilie zu mischen, sollte eine Schrift mindestens über den normalen Schrfitstil, über Kapitälchen, den kursiven Stil und den halbfetten Stil oder den fetten Stil verfügen. Hervorragend eignen sich für familiäre Schriftmischungen sogenannte Expertensätze, wie beispielsweise die Renaissance-Antiqua „Minion“ von Robert Slimbach.

Extrafamiliäre Schriftmischung

Das Mischen unterschiedlicher Schrfitgattungen und Schriftarten gilt als die Königsdisziplin der Typographie. Denn es setzt sowohl makro- als auch mikrotypographisches Wissen voraus. Ausgehend von der gewählten Grundschrift werden extrafamiliäre Schriftgattungen und Schriftarten im Rahmen der selektiven Schriftmischung mist für laute Auszeichnungen, Legenden, Marginalen, Rubriken, Bildunterschriften und separierte Darstellungsebenen verwendet.

Schriftmischung Schreibschrift und linear Antiqua

Schriftsysteme

Das sicherste Verfahren, extrafamiliäre Schriften zu mischen, das das Typographieren mit einer Schriftsippe. Schriftsippen sind Schriftsysteme, die meist aus einer Antiqua-, einer Grotesk- und einer Egyptienne Schriftfamilie bestehen. Manche Schriftsysteme, beispielsweise die Corporate ASE von Kurt Weidemann, verfügen zusätzlich über nichtrömische Schriftstile. Alle Schriftarten und die dazugehörenden Schriftstile einer Schriftsippe sind in der Regel aus einem Grundkörper entwickelt worde; ihre Figuren weisen die gleichen Grundformen und Proportionen auf oder werden zu mindest bewusst vom Schriftgestalter aufeinander abgestimmt.